Sein mediterranes Klima und die herrliche Schwarzmeerküste machen Georgien zu einem ganz besonderen Reiseziel für den nächsten Sommerurlaub. Tbel Abuseridze schreibt für Baltic Outlook über seine Liebe zu Batumi, wo er die angenehmste Meeresbrise und das beste Chatschapuri erlebt hat und seine Zeit so richtig genießen konnte.
Die Geschichte beginnt im März 2020. Damals habe ich mich erst so richtig in die Stadt verliebt, in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin. Ich war zu der Zeit noch an meinem College in den USA eingeschrieben, konnte aber aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Reisebeschränkungen nicht zurückfliegen und musste in Batumi bleiben. Meinen Kurs hab ich dann online abgeschlossen.
Immer wenn ich ein Seminar um 20 Uhr amerikanischer Zeit hatte, musste ich entweder um 4 Uhr morgens aufstehen oder erst gar nicht ins Bett gehen und auf ein Nachtleben umstellen. Die Seminare dauerten zwei Stunden und um 6 Uhr war ich fertig und konnte mich den Rest des Tages ausruhen. Die pandemiebedingte Ausgangssperre endete um diese Zeit und so entschied ich mich einmal für einen frühmorgendlichen Spaziergang anstatt mich wieder ins Bett zu legen. An diesem Morgen hatte ich die Stadt ganz für mich alleine.
Als ich das Haus verließ, zog es mich an den Strand – ganz als würde mich das Meer zu sich rufen. Je näher ich ans Wasser kam, desto stärker spürte ich den morgendlichen Duft der See. Das erinnerte mich an meine Kindheit, wenn mein Vater mich zum Meer mitnahm – ganz früh, wenn es noch kalt war und es ein bisschen dauerte bis die Sonne die kühle Luft endlich wärmen konnte. Wenn ich beschreiben müsste, wie Batumi am frühen Morgen duftet, würde ich es genau mit diesem speziellen Duft der See beschreiben.
Leben am Meer
Nach meinem College-Abschluss merkte ich, dass ich viel ruhiger und entspannter war. Mir war klar, dass das nur von meinen Morgenspaziergängen kommen konnte, und ich beschloss, öfter hinunter ans Meer zu gehen. Mir wurde auch klar, dass meine Liebe zu dieser Stadt am Meer begann, und daher verbrachte ich mehr Zeit dort. Als es wärmer wurde, verbrachte ich praktisch jeden sonnigen Tag am Strand zum Schwimmen und Entspannen. Eines Tages stellte ich fest, dass mir das Meer alle meine negativen Gedanken weggenommen hatte. Diese unglaubliche Kraft hat nur der endlose Horizont am Meer.
Es wurde Sommer und mehr und mehr Menschen verbrachten ihre Zeit am Strand. Überfüllte Strände haben mich schon seit meiner Kindheit fasziniert und ich habe mir die Menschen immer wie einen Schwarm Möwen vorgestellt, die sich am Strand ausruhen. Natürlich gibt es auch ruhigere Strände, wo man den Menschenmassen ausweichen kann, aber bevor ich verrate, wo man die findet, möchte ich empfehlen, wirklich jeden Aspekt von Batumi zu erleben – und dazu gehören eben auch überfüllte Strände. Ich meine damit, dass man die Stadt mit allen Sinnen erleben sollte. Menschen unterhalten sich, essen, schwimmen, verkaufen gekochte Maiskolben und machen jede Menge Lärm. All das schafft Erinnerungen an Batumi. Jeder sollte mindestens einmal einen normalen überfüllten Strand in Batumi erlebt haben.
Aber wer den Menschenmassen dann doch irgendwann entkommen möchte, der sollte Richtung Flughafen gehen. Dort gibt es weniger Menschen am Strand, aber auch weniger Annehmlichkeiten. Es gibt weniger Möglichkeiten, Essen oder Trinken zu kaufen, und weil der Strand in Batumi kein Sandstrand ist, sondern Kies und Steine, kann es manchmal unbequem sein, sich hinzulegen. Am Strandabschnitt Richtung Flughafen gibt es keine Annehmlichkeiten und daher kann er etwas unwirtlich wirken. Ganz anders Iveria, ein privater Strand im Zentrum von Batumi, wo man für eine Tageskarte bis zu zehn Dollar zahlt. Der Strand in der Nähe das Alphabet-Turms bietet alles, was man braucht – einschließlich Strandrestaurant und Bar.
Kulinarisches Erlebnis
Auf ihre Küche sind die Georgier zu Recht stolz. Wer Fisch und Meeresfrüchte mag, ist im Melkimoria in Batumi genau richtig. Das ist im Prinzip ein Fischmarkt am Stadtrand, in dem es alles an Fisch und Meeresfrüchten gibt, was das Herz begehrt – fangfrisch und zu ziemlich günstigen Preisen. Interessant ist, wie man seinen Fisch hier kauft. Hat man sich entschieden, was und wie viel man möchte, wird es von der Verkäuferin gewogen und zum Säubern weitergereicht. Danach geht man einfach vom Verkaufsstand zum nächsten Restauranttisch und die Mitarbeiter dort wissen bereits, was man möchte. Sie nehmen die eben gekaufte Ware und bereiten sie gleich zu.
Natürlich kann man auch einfach in eines der Restaurants gehen und ein Gericht aus der Karte wählen, aber das Besondere an Melkimoria ist eben, dass man den fangfrischen Fisch selbst auswählt und dabei zusehen kann, wie er gesäubert und dann zubereitet wird. Von der Innenstadt erreicht man den Fischmarkt mit allen Verkehrsmitteln, die in Richtung Makhinjauri fahren – man muss einfach den Fahrer bitten, am Markt anzuhalten. Das sollte nicht mehr 80 Tetri (40 Cent) kosten.
Viele Restaurants in der ganzen Stadt beziehen ihren Fisch und ihre Meeresfrüchte ebenfalls von diesem Markt. Aber um ehrlich zu sein, gibt es das beste Essen in Batumi natürlich bei meiner Mutter. Weil ich meistens lange von zu Hause weg bin, gibt es immer, wenn ich meine Eltern besuche, das reinste Festtagsessen. Wenn ich nach Hause komme, darf ich mir mein Lieblingsessen wünschen. Meine Mutter kann eigentlich alles kochen, aber ich habe natürlich ein paar Lieblingsgerichte. Wenn mir nach Suppe ist, wünsche ich mir eine türkische Çorba. Ihre Rezepte für traditionelle georgische Gerichte hat sie noch von ihrer Mutter. Manchmal vermisse ich, meinen Eltern dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam in der Küche herumhantieren. Dann bitte ich meinen Vater, Fisch für die ganze Familie zu kochen. Ich liebe es einfach, in der Küche zu sitzen und den beiden beim Kochen zuzusehen.
Meistens esse ich daheim, aber wenn ich mal außer Haus esse, dann meistens in einem meiner Stammlokale. Vor allen, wenn ich Heißhunger auf adscharisches Chatschapuri habe. Dieses längliche, mit viel Käse gefüllte und überbackene knusprige Brot ist eine Spezialität und sollte unbedingt von jedem Batumi-Besucher probiert werden. Im Restaurant Grill Town in der Rustaveli-Allee gibt es eine wunderbare Auswahl an traditioneller und moderner Küche. Ich bin auch relativ oft im Neocca – vor allem zum Frühstück. Dort bestelle ich mir gerne ein imeretisches Chatschapuri (das wieder völlig anders als das adscharische ist) und einen Tee. Und als Nachspeise mag ich Pfannkuchen. Das relativ neue Restaurant Ambassadori befindet sich in der Nähe der Uferpromenade. Es ist ziemlich groß, hat riesige Fenster und köstliches Essen. Dort bin ich öfters zum Pizzaessen. Zu empfehlen sind aber auch die selbstgemachten Limonaden des Ambassadori.
Reizvolle Altstadt
Batumi hat sich im Lauf der Jahre stark gewandelt. Als ich in den 1990er geboren wurde, war die Stadt nicht in bestem Zustand. Ich erinnere mich, dass wir das Schulgelände nicht verlassen durften, weil vor den Schultoren jede Menge Schlangen im Gebüsch lauerten. Die Straßen waren nicht asphaltiert und nicht jeder hatte Strom zu Hause. Aber das war nicht weiter verwunderlich, denn schließlich herrschte in Georgien zu dieser Zeit Bürgerkrieg.
Doch nach der Revolution von 2004 begann in Batumi eine Phase des Wiederaufbaus und die Stadt erblühte. Im Gebüsch vor meiner Schule gibt es keine Schlangen mehr, weil dort jetzt eine breite Straße gebaut wurde. Überall wurde gebaut und irgendwann wurde es fast ein bisschen zu viel. Batumi hat zwei Teile: die Altstadt und den neuen Teil, der mit seinen Wolkenkratzern, modernen Bürogebäuden, Einkaufszentren und Restaurants eher wie Dubai aussieht.
Die Altstadt ist mir aber lieber. Die kleinen Gebäude und engen Straßen wurden noch für Fußgänger gebaut. Als Erstes fällt einem in der Altstadt das Kopfsteinpflaster auf. Außerdem sind viele Straßen im alten Batumi von Palmen gesäumt, was manchmal ein bisschen wie in Miami Beach wirkt. An vielen Gebäuden sind Tafeln angebracht, auf denen man Hinweise zur Geschichte der Gebäude und zu berühmten Personen findet.
Eine Besonderheit der Altstadt von Batumi sind die malerischen Innenhöfe. Wenn man in diesem Teil der Stadt an einem offenen Hoftor vorbeikommt, sollte man unbedingt einen Blick hineinwerfen. Die meisten dieser Innenhöfe sind bunt bemalt und reich bepflanzt. Sie können manchmal wie Irrgärten wirken. Die Architektur und die Stille dort lassen einen oft vergessen, dass man in einer modernen Großstadt ist.
Natur und Umland
Gleich außerhalb von Batumi gibt es einen zauberhaften Ort, der heute noch genauso aussieht wie früher. Der Botanische Garten von Batumi befindet sich bei Mtsvane Kontskhi („Grünes Kap“) nördlich der Stadt und ist mit dem Minibus vom Stadtzentrum aus in weniger als einer halben Stunde bequem zu erreichen. Am liebsten nehme ich mir etwas zu essen und eine Picknickdecke mit, gehe gleich am frühen Morgen zum Botanischen Garten und verbringe dann den ganzen Tag dort.
Der Botanische Garten von Batumi ist ein tropisches Paradies mit vielen Bäumen aus aller Welt. Er ist in neun Bereiche aufgeteilt und zeigt Pflanzen aus den transkaukasischen Subtropen, Ostasien, Neuseeland, Nordamerika, Südamerika, dem Himalaya, Mexiko, Australien und dem Mittelmeerraum. Es gibt verschiedene Parkanlagen direkt am Meer sowie im oberen und im unteren Hangbereich und mehrere Wanderwege. Mein Lieblingsgarten ist der japanische Garten. Dort gibt es viele Sitzbänke und es herrscht immer eine angenehme Stille. Ich könnte stundenlang dort sitzen und dem Rauschen der Blätter zuhören. Auch der obere Park gefällt mir gut, weil man dort mitten in einem tropischen Wald ist und gleichzeitig eine tolle Aussicht auf die endlose Weite des Meeres hat.
Neben dem botanischen Garten gibt es in Mtsvane Kontskhi auch einen Strand mitten im Ort. Dort herrscht normalerweise reger Betrieb, aber wenn man ein Stück weit ins Meer hinausschwimmt und dann zurückblickt, hat man einen ganz tollen Blick auf den Wald. Es gibt aber auch viele andere, weniger überlaufene Strände in dieser Gegend.
Die Burg Petra ist eine historische Festungsstadt im Dorf Zichisdsiri. Das Dorf liegt im Kreis Kobuleti nördlich von Batumi. Die Burg wurde im Jahre 535 vom römischen Kaiser Justinian erbaut und ist ein Symbol des byzantinischen Zeitalters in Georgien.
Und haben Sie schon einmal von Mtirala gehört? Der Name heißt übersetzt „weinender Berg“ und ist der Tatsache zu verdanken, dass es sich um das regenreichste Gebiet des Landes handelt. Der Nationalpark Mtirala hat wundervolle Mischwälder und viele Rad- und Wanderwege. Er befindet sich ebenfalls im Kreis Kobuleti etwa 30 Minuten von Batumi und ist auch ein guter Platz zum Campen.
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Am liebsten aber gehe ich zum Strand und genieße den Sonnenuntergang mit einer heißen Schokolade in der Hand. In Mtsvane Kontskhi oder in Sarpi sind die Sonnenuntergänge am schönsten, aber natürlich sind sie an jedem Strand ein beruhigendes und inspirierendes Erlebnis. Achten Sie einmal darauf, wie sich für einen kurzen Moment ein schwacher Grünton zwischen die orangefarbenen und blauen Farbschichten am Himmel schiebt. Dieser Farbtupfer macht es für mich immer zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Erfahren Sie mehr über Batumi im Baltic Outlook.