Durch die Straßen mit den gemütlichen Cafés und den charmanten Holzhäusern schlendern, die berühmten Fjorde in ihrer winterlichen Pracht ansehen und alten Skitraditionen frönen. Dies sind nur einige der Entdeckungen, die die Baltic Outlook-Journalistin Laura Hall auf ihrer jüngsten Reise nach Bergen gemacht hat.
Lesen Sie weiter, um zu erfahren, warum diese charmante Stadt in diesem Winter auch Ihre Lieblingsentdeckung werden könnte.
„Atme tief durch“, sagt Turid. „Spürst du es? Die Luft kommt heute aus dem Norden. Sie ist absolut rein.“ Turid führt mich heute auf den Berg Ulriken, den höchsten der sieben Berge, die Norwegens zweitgrößte Stadt Bergen umgeben. Den ganzen Vormittag hat sie mir Geschichten über den Berg erzählt, der seinen Namen von den Wikingern erhalten hat und von ihnen besiedelt wurde, und über die kurioseren Bewohner seiner Berghütten, über die Stadt darunterliegende, aber am meisten beeindruckt mich die Luft, die mich umgibt. Diese saubere, frische Luft, direkt von den Gletschern Nordeuropas, und die Möglichkeit, tief durchzuatmen. Denn das ist es, was wir vermisst haben, nicht wahr?
Fjordtouren im Winter
Bergen hat eine reiche Geschichte, die bis zu den hanseatischen Kaufleuten des 13. Jahrhunderts und den Wikingern zurückreicht. Die Stadt an der Westküste Norwegens ist von Bergen umgeben, darunter der Berg Ulriken, auf den eine Seilbahn führt, und der Berg Fløyen, der nur einen kurzen Spaziergang vom Herzen der Altstadt entfernt auf einem von Wäldern gesäumten Zickzackpfad liegt.
Auf dem Gipfel des Ulriken herrschen zwar beißende -7 °C, aber die Aussicht auf die Berge und die Gletscher dahinter wecken einen kleinen Teil in mir, zu dem ich seit über einem Jahr keinen Zugang mehr hatte, nämlich die Freude am Entdecken und die Wertschätzung zur Natur. Das skandinavische Konzept friluftsliv ist eines der vielen unübersetzbaren Konzepte dieser Region – eine wörtliche Übersetzung wäre „Leben an der frischen Luft“, und es bedeutet Freude und Vergnügen an der Natur im weiteren Sinne. Friluftsliv ist der perfekte Begriff für die heutige Zeit.
Bergen ist das Tor zu den Fjorden. Von seinem Hafen aus kann man Tagesausflüge zu den dramatischen Fjorden unternehmen, die während der letzten Eiszeit von den Gletschern aus dem harten Felsen geschabt wurden und einen Einblick in das Leben am Rande der Welt bieten. Bunte Holzhäuser klammern sich an die Klippen, während sich Kreuzfahrtschiffe durch die engsten Lücken zwängen und gleichzeitig als Postschiff fungieren, die die Post zu diesen abgelegenen Ortschaften entlang der Route bringt.
Von Bergen aus werden zwei bedeutende Touren angeboten. Die „Mostraumen Fjord-Fahrt“ ist eine dreistündige Kreuzfahrt entlang des Osterfjords zu der kleinen Stadt Modalen und einem Wasserfall, der Wasser vom nahegelegenen Gletscher in den Fjord leitet. Wenn Sie am Bug des Bootes stehen, können Sie die eiskalte Gischt auf Ihrem Gesicht spüren. Die andere Tour, die „Norwegen in einer Nussschale“, führt Sie in einem elfstündigen Abenteuer zu den herausragenden Highlights des Landes. Sie beginnt mit der malerischen Bergenbahn und führt durch wildes Gebirge nach Voss und weiter zum Nærøyfjord, der zum UNESCO-Welterbe gehört. Die Flåmbahn bietet noch mehr Dramatik, Gebirgslandschaften und Wasserfälle, bevor es zurück nach Bergen geht. Es handelt sich um eine der beliebtesten Fjordtouren Norwegens, die im Einklang mit Norwegens nachhaltiger Vision fast vollständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt wird. Wenn Sie die Möglichkeit haben, buchen Sie entweder die Zukunft des Fjords oder die Vision des Fjords als Ihre Bootsoptionen – beide werden übrigens elektrisch betrieben.
Alle diese Touren finden im Winter statt und geben Ihnen einen Einblick in das Leben in diesem Teil Norwegens, wo Sie bis in den Frühsommer hinein schneebedeckte Berge sehen können. Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind, gibt es eine gute Nachricht: Bergen ist der ideale Ort, um ein Skiabenteuer zu beginnen, denn mehrere Skigebiete sind nur eine kurze Zugfahrt vom Hauptbahnhof entfernt.
Breite und nicht überfüllte Pisten
Obwohl die Stadt Bergen von sieben Bergen umgeben ist, eignen sich diese eher zum Wandern als zum Skifahren, so dass Sie etwas weiter fahren müssen – etwa anderthalb Fahrt mit dem Auto – , um eine annehmbare Skipiste zu finden. Aber Sie werden nicht enttäuscht sein. „Annehmbare Skipiste“ ist hier in dem Land, das die meisten olympischen Wintermedaillen im Skifahren gewonnen hat, etwas untertrieben.
Es gibt sogar den Witz, dass die Norweger mit Skiern an den Füßen geboren werden, so wohl fühlt sich diese Nation auf dem Schnee. Für diejenigen unter uns, die nicht mit Skiern geboren wurden, gibt es in den norwegischen Skigebieten nicht nur Spezialisten, sondern auch jede Menge großartiger Skischulen, und Anfänger profitieren von den geräumigen und nicht überfüllten Pisten. Wenn Sie dachten, Fjorde seien dramatisch, dann warten Sie, bis Sie sie in Kombination mit zerklüfteten Bergen und dem Nordlicht sehen. Es ist Winter, aber auf die Spitze getrieben.
Wir können Ihnen nicht versprechen, dass Sie beim Skifahren in Norwegen eine Medaille gewinnen werden – das liegt an Ihnen – aber wir können Ihnen breite und nicht überfüllte Pisten, lange Abfahrten, viele Aktivitäten für Familien und schneesichere Skipisten garantieren. Wenn Sie auf der Suche nach Après-Ski sind, kann man sagen, dass die Szene hier etwas ruhiger ist als in den schweizer und französischen Alpen, aber das wird durch gemütliche Resorts, charmante Dörfer und atemberaubende Landschaften an jeder Ecke mehr als wettgemacht. Norwegen hat den Ruf, teuer zu sein, aber in den Bergen hier sind Skipässe und Mahlzeiten billiger als in den Alpen, und die Lebensmittel im Supermarkt sind billiger als in vielen Alpenorten.
Voss ist das nächstgelegene Skigebiet von Bergen. Die 1,5-stündige Autofahrt oder etwas mehr als eine Stunde mit dem Zug macht es zu einem einfachen Extra zu einem Kurzurlaub in der Stadt. Eine Seilbahn führt direkt vom Bahnhof zum Skigebiet. Es ist das größte Skigebiet Westnorwegens mit 40 Kilometern gut präparierter Pisten, Langlaufloipen und vielem mehr, das es zu erkunden gilt. Da wir uns in Norwegen befinden und es Winter ist, ist es ein Segen, dass das Skigebiet über eine beleuchtete Loipe verfügt (die Sonne geht früher hinter den Bergen unter, als man es erwarten würde) und an mehreren Abenden in der Woche mit mehr als zehn Kilometern beleuchteter Loipen für alle Könnerstufen abends Skilanglauf anbietet.
Wenn Sie Abwechslung suchen, gibt es Alternativen zum klassischen Ski- und Snowboardfahren: Die meisten Skigebiete bieten auch Hundeschlittenfahrten, Schneeschuhwandern, Eisrallyefahren, kulturelle Erlebnisse und Abendessen in Berg-Tipis an. Die Saison beginnt ungefähr Anfang November endet im April.
Lokale Köstlichkeiten
Bergen ist eine europäische Kulturstadt und steht wegen seinem charmanten Hansevierten Bryggen, eine Ansammlung wunderbar schräger Holzhäuser, die auf einer Seite des Hafens als Werkstätten und Ateliers genutzt werden, auf der UNESCO-Liste. Die Stadt ist auch eine UNESCO-Stadt der Gastronomie. Für eine Stadt dieser Größe – 270.000 Einwohner – sind das eine Menge hochrangige Auszeichnungen. Ich bin besonders neugierig auf das Gastronomie-Siegel, auch weil ich Norwegen nicht so gut auf der Weltkarte der Lebensmittel einordnen kann.
„Hier gibt es mehr als nur Hering zu essen, oder?“ frage ich vorsichtig Turid und Linn, eine weitere Begleiterin auf unserer Wanderung. Wir sind vom Berg heruntergekommen und laufen jetzt über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, während sie mir Bergens berühmteste Sehenswürdigkeiten zeigen. Ich muss das fragen, weil ich kein großer Heringsfan bin, und wenn das Essen von Hering ein wichtiger Teil der Stadtkultur ist, muss ich mich darauf einstellen. Linn lacht nur, als Turid eine kleine Plastikbox herausholt. Sie steht in einer Seitenstraße der Stadt und versteckt sich vor dem aufkommenden Nieselregen unter einem mittelalterlichen Holzdach und fordert mich auf, eines der trocken aussehenden weißen, knusprigen Dinger zu essen. „Bergen ist keine Heringsstadt“, sagt sie. „Sie ist auf diesem Zeug aufgebaut: Stockfisch.“
Wie sich herausstellte, war Stockfisch im mittelalterlichen Bergen eine große Sache. Auch wenn ich ihn nicht allzu oft esse, bin ich doch leicht beeindruckt von diesem zähen Stück Eiweiß aus Nordnorwegen, das auch heute noch auf die gleiche Weise gefischt und zubereitet wird wie damals. Der Fisch, oft Kabeljau, wird im Januar oder Februar in Nordnorwegen gefangen und dann auf großen Holzkonstruktionen, wie einem riesigen hölzernen Wäscheständer, aufgehängt, um monatelang in Wind und Sonne zu trocknen. Er wird abgehängt, bevor der Schnee schmilzt, so dass er immer bei Temperaturen gelagert wird, die das Bakterienwachstum hemmen. Dann wird er nach Bergen gebracht, um nach Portugal verschifft zu werden, wo er für Bacalao verwendet wird.
Zum Glück gibt es etwas, das mir den Geschmack nimmt. Turid holt einen weiteren Becher heraus, diesmal mit einer dünnen braunen Scheibe von etwas, das auf einem ebenso dünnen weißen Knäckebrot liegt. Es ist brun ost oder „brauner Käse“, ein typisch norwegischer Käse, der cremig und karamellisiert ist und gleichzeitig süß und käsig schmeckt. Er wird traditionell auf Fladenbrot, Brot oder Waffeln gegessen, und er ist köstlich. „Nicht viele Menschen kennen Norwegens Käse“, fügt Linn hinzu, „aber wir haben einige preisgekrönte Käsesorten und waren im Jahr 2018 sogar Gastgeber der World Cheese Awards.“
Bei diesem Wettbewerb wurde der norwegische Fanaost, eine Art gereifter Gouda, der von einer Herde von nur 12 Kühen auf einem Bauernhof weniger als 20 Kilometer von Bergen entfernt hergestellt wird, zum besten Käse der Welt gekürt. Diese Art von lokalem, handwerklich hergestelltem Essen ist genau das, was man in der Stadt erwarten kann, die letztes Jahr ihren ersten Michelin-Stern im Bare erhielt, einem Restaurant, das sich auf ultra-lokales Essen spezialisiert hat
Später am Nachmittag, als die Sonne hinter einer Insel im Meer unterzugehen beginnt, steige ich zügig eine Leiter hinunter in das sieben Grad kalte Meer und schwimme für ein paar keuchende Sekunden von einem Steg. Eine kleine Parade von Schwimmerinnen springt nach mir ins Wasser, und dann kuscheln wir uns alle im Café mit Kaffee und Decken ein, um uns aufzuwärmen. Schwimmen im Winter ist gut für den Kreislauf und die Seele, eine Möglichkeit, die Verbundenheit mit der Natur und die Wertschätzung für sie zu stärken. Es ist ein wachsender Trend hier in Bergen, und ich liebe das Gefühl der Vitalität, das es vermittelt, und die Herausforderung, die es darstellt. Nach meinem Besuch habe ich das Gefühl, in dieser kleinen Stadt ein Stück von mir selbst entdeckt zu haben und etwas wiederzufinden, das ich durch den Stress der Pandemie verloren glaubte. Vielleicht geht es Ihnen genauso.
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