Die grüne Insel der Sonne, wie Rhodos auch genannt wird, verzaubert Besucher mit ihrem blauen Meer, charmanten Dörfern und einer köstlichen Küche. Baltic Outlook-Autorin Una Ulme hat sich mit der regionalen Kultur und den schönsten Stränden der Insel vertraut gemacht.
Es ist Mitte Mai und auf Rhodos scheint eigentlich die ganze Zeit die Sonne. Allerdings ist es auch erst eine Woche her, dass es hier kühl und windig war. „Sie haben Glück, dass Sie gerade jetzt hier sind“, sagt uns so gut wie jeder, den wir treffen. Nur ein paar Grad kälter bedeutet für die Einheimischen schon eine Art Wintereinbruch, während es für uns das perfekte Wetter darstellt. Wir haben eine Villa mit Meerblick gebucht, müssen jedoch erst eine kurvenreiche Bergstraße überwinden, bevor wir sie finden. Das gestaltet sich als schwieriger als gedacht, doch wie aus dem Nichts taucht ein junger Mann auf einem Motorroller auf, der uns den richtigen Weg weist. Nachdem wir die Bekanntschaft des Besitzers der Villa gemacht haben, empfiehlt er uns das erste Restaurant, das wir auf der Insel besuchen.
Ich möchte eigentlich alles auf der Karte bestellen, entscheide mich aber für einen Seeigelsalat. Was mir der Kellner bringt, ist aber kein Salat, sondern ein Teller mit zehn Seeigeln ohne Schale und bereits verarbeitet. Diese Köstlichkeit aus dem Meer schmeckt mir richtig gut und ich denke mir, dass ich nirgendwo sonst zehn Seeigel ohne Salat für den Preis von einem bekommen würde.
Das Restaurant, Kapari Fish & Sea, liegt direkt am Meer und während des Essens sehen wir dem Farbspiel des Sonnenuntergangs zu. Wir übernachten in dem kleinen Dörfchen Afantou. Hier gibt es ein paar Hotels am Meer und direkt im Dorf, ebenso wie eine Reihe von Geschäften und Restaurants. Da die Insel Rhodos relativ klein ist, ist es auch ganz egal, wo genau die Unterkunft liegt. Es hängt alles davon ab, was man bevorzugt. Unsere Unterkunft ist aus dem Grund perfekt gelegen, weil sie sich direkt zwischen den zwei wichtigsten Städten Rhodos und Lindos befindet, was sich für uns als ideale Wahl herausstellt, da wir an beide Orte mehrmals zurückkehren.
Umgeben von zauberhaften Meeren
Die Insel Rhodos ist deshalb eine Besonderheit, weil sie vom Mittelmeer im Osten und von der Ägäis im Westen umgeben ist. Die westliche Seite von Rhodos ist ziemlich windig, weshalb die Hotels und Villen hier eher in den heißen Sommermonaten zu empfehlen sind (also im Juli und August, wenn die Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius erreichen). Hier ist die Infrastruktur für Touristen ehrlicherweise nicht so fortschrittlich wie auf der östlichen Seite, aber so haben Besucher wiederum die Gelegenheit, die abgelegene Schönheit der Insel zu erkunden.
Die Westseite der Insel definiert sich durch fruchtbaren Boden, steile Klippen und wunderschöne Sonnenuntergänge. Dank ihres Windes ist sie bei Kite- und Windsurfern äußerst beliebt. Wer sich lieber locker zurücklehnt, wird wahrscheinlich den Osten der Insel bevorzugen. Die Einheimischen sind allerdings weniger davon begeistert, dass sich die Besucher der Insel in den letzten Jahren verändert haben. Früher kamen aktive Touristen her, die verschiedene Teile der Insel erkundeten und dadurch die lokalen Betriebe unterstützten. Mittlerweile sind es eher ‚faulere‘ Besucher, die ihre Zeit komplett in All-Inclusive-Hotels verbringen und nur mal kurz zum Shoppen in die Dörfer kommen.
Rhodos ist eine kleine Insel von 80 Kilometern Länge, weshalb es nie lange dauert, von einer Attraktion zur nächsten zu gelangen. Die Altstadt von Rhodos liegt im Norden der Insel. Unsere Unterkunft befindet sich mittig und ist etwa 30 Kilometer von der Altstadt entfernt. Das Parken ist allerdings ein Problem, da es an den meisten Plätzen verboten ist, die Menschen aber trotzdem überall ihre Fahrzeuge abstellen. Wir quetschen uns in eine kleine Lücke und hoffen, dass das schon in Ordnung ist.
Ein Tag am Strand
Wenn man in die Altstadt kommt, fallen einem zunächst mal die Kopfsteinpflasterstraßen auf. Die kleinen Meeressteine sind so glatt, dass man fast auf ihnen ausrutscht. Wie sich herausstellt, gibt es das Kopfsteinpflaster in seiner Form hier schon seit dem 15. Jahrhundert. Die zweite Überraschung sind die Straßenkatzen. Ich liebe Katzen über alles, aber diese Massen überfordern mich doch. Nachdem ich jemanden gefragt habe, warum hier so viele Katzen rumlaufen, erfahre ich, dass es daran liegt, dass die Einheimischen die Felltiger so gerne mögen. Aber es sind doch alles Streuner! Ganz genau. Man mag sie so gerne, weil sie einfach tun, worauf sie Lust haben. Von da an bemerke ich, dass vor beinahe jedem Haus eine Schüssel mit Katzenfutter steht, und ich verstehe, dass es wirklich stimmt.
Als ich durch die engen Straßen der Altstadt spaziere, einen kurzen Blick in die kleinen Innenhöfe werfe, durch die Geschäfte bummele und in den Cafés sitze, vergesse ich die Zeit um mich herum und genieße voll und ganz das ‚hier und jetzt‘. Die Stadt Lindos ruft ein ähnliches Gefühl in mir hervor. Sie liegt 55 Kilometer von der Stadt Rhodos entfernt und gehört neben Ialysos und Kameiros zu den historischen Höhepunkten der Insel. Zwischen den drei Städten schwelte ein Konflikt, welche als bedeutsamste gelten sollte, deshalb erbaute man eine neue Stadt: Rhodos.
Die Straßen in Lindos sind sogar noch schmaler als in Rhodos, aber man kann einfach nicht verloren gehen, denn früher oder später findet man zur Hauptstraße zurück, die zur Akropolis führt, dem majestätischsten und schönsten Bauwerk dieser Art auf der Insel. Früher galt Lindos als wichtigstes Handelszentrum auf Rhodos und auch heute hat sie sich einen gewissen Status erhalten. Neben Souvenirs findet man hier geschmackvolle Kleidung und Accessoires von griechischen Designern, wunderschönes Geschirr, Schmuck und regionale Delikatessen.
Am besten kombiniert man einen Besuch in Lindos mit einem Abstecher an einen der drei stadtnahen Strände. Am besten gefällt mir der Strand Mikros Gialos an der Sankt Paulus Bucht mit kristallklarem Wasser und gemütlichen Strandliegen, die auf den unterschiedlichen Ebenen entlang der Kliffs stehen. In Rhodos gibt es hauptsächlich Felsenstrände, deshalb ist es zu empfehlen, spezielle Strandschuhe mitzubringen, damit man schmerzfrei ins Wasser gelangt. Der beliebteste Sandstrand der Insel nennt sich Tsambika, ein flacher und sanfter Küstenabschnitt mit vielen Bars. Ich mag auch den Strand von Kalathos, der fernab vom Trubel vor allem diejenigen anspricht, die nach Frieden und Ruhe suchen.
Wer irgendwann vom Sonnenbaden am Strand oder Pool genug hat, sollte die vielfältige Natur der Insel erkunden. Radfahren ist hier sehr beliebt und es gibt zahlreiche Wanderwege. Auch geführte Kajaktouren werden angeboten. Wir buchen eine fünfstündige Tour und ich frage mich, ob das vielleicht zu anspruchsvoll sein könnte, aber ich irre mich. Vom Kajak aus kann man nicht nur die Insel vom Meer aus bestaunen, sondern auch viele pittoreske Höhlen und Grotten entdecken. Wer es lieber abenteuerlich mag, sollte sich den gewissen Adrenalinkick holen und von einer der Klippen ins Wasser springen. Unser Ausflug kostet etwa 75 EUR für zwei Personen und wird nur von einem Anbieter auf der Insel organisiert: Trekking Hellas, gleichzeitig das einzige Unternehmen, das Wandertrips anbietet.
Die rhodische Küche
Nach einem anstrengenden Tag wird es Zeit für ein leckeres Abendessen. Die Bewohner von Rhodos sind wahre Gourmets und wir wurden bei keinem einzigen Essen auf der Insel enttäuscht. Wer die regionale Küche ausprobieren möchte, sollte eine taverna besuchen. In der kafenio treffen sich die Einheimischen, hauptsächlich Männer, um gemeinsam die Abende bei einer Tasse Kaffee oder stärkeren Getränken zu verbringen und über die Geschehnisse des Tages zu sprechen oder gemeinsam Sport zu schauen. Bei einer cafeteria handelt es sich um ein klassisches Café im modernen Sinn.
Was das Essen betrifft, ist es hier so köstlich, dass es mir schwer fällt, Worte dafür zu finden. Die rhodischen Gerichte orientieren sich an den typischen Grundlagen der mediterranen Küche mit vielen Speisen aus dem Meer, Gemüse, Olivenöl, Salaten und Obst. Deshalb wird der durchschnittliche Grieche auch so alt, obwohl er so viel und spät abends isst, stets in Kombination mit einem Glas Wein. Es gibt unzählige Gerichte, die man unbedingt probieren muss, angefangen beim griechischen Salat, den wir alle kennen. Ich habe keine Ahnung, welche Geheimzutat die Griechen in diesen Salat tun, aber er schmeckt in Griechenland einfach komplett anders. Vielleicht ist es der Fetakäse, der wirklich einmalig schmeckt, was wohl auf die lange Tradition der Käseherstellung zurückgeht. Er wird in mit Salzlake gefüllten Holzfässern gelagert und während dieses Reifeprozesses nimmt der Käse seinen einzigartigen Geschmack und sein Aroma an.
Der Wein, der heilige Trank des Dionysos, ist von hervorragender Qualität. Die regionalen Winzer beschweren sich jedoch, dass die Restaurants keine Ahnung von der richtigen Bewertung der Weine haben. Der günstige Tafelwein wird zum gleichen Preis verkauft wie die Premiumprodukte, weshalb es helfen kann, ein lokales Weingut zu besuchen, um die besten Weine zu entdecken. Ein Besuch im Kounaki, einem der führenden Weingüter der Insel, dessen Inhaber versucht, die traditionelle Weinherstellung innovativer zu gestalten, zeigt, dass das größte Problem auf den Mangel an Kühloptionen zurückzuführen ist. Damit der Wein nicht zu süß wird, müssen die Trauben nach der Ernte gekühlt werden, bevor ein komplexer Fermentierungsprozess folgt. Genau dies können sich aber nicht alle Winzer leisten oder ihnen fehlt das nötige Know-how.
Während der gesamten Reise trage ich ständig ein Lächeln auf den Lippen. Das liegt an der Sonne, den freundlichen Einheimischen und natürlich auch am Wein.
Erfahren Sie mehr über Rhodos im Baltic Outlook.
Text von Una Ulme